Vor etwa zwei Tagen hatte ich ein langes Telefonat mit meiner Mutter. Wie Mütter eben so sind, fällt ihnen immer etwas ein. Da reicht es von: „Isst du auch genug?“ bis „Was macht dein Liebesleben?“
Normalerweise stören mich diese Telefonate wenig. Ich erledige nebenbei den Haushalt, versorge die Hunde und überprüfe die Vorräte in der Küche. Aber an diesem Tag wäre ich fast durchgedreht!
Es fing harmlos an. Das Telefon klingelte, meine Mutter meldete sich mit ihrer fürsorglichen Stimme. Erst sitze ich auf dem Sofa und lege die letzten Papiere ordentlich in meinem Ordner ab, beginne meinen Einkaufszettel auszufüllen und tratsche nebenbei ein wenig über meine Nachbarn.
Plötzlich bin ich unsicher, ob ich genug Zutaten für den Salat da habe und will in die Küche. Auf halben Weg höre ich hinter mir etwas auf dem Boden aufschlagen. Mein Telefon. Meine Mutter fragt besorgt, was das für ein Lärm ist und ich hauche etwas genervt, mir sei der Apparat runtergefallen. Stille.
Schnurloses Telefon ist ein Segen
Ich musste mir Anfang der Woche ein neues Telefon besorgen, weil bei dem Alten der Akku ausgelaufen war. Damit mir das nicht noch einmal passieren kann, entschied ich mich für eines mit Schnur. Ein Fehler, wie sich an diesem Tag herausstellte.
Ich hebe es auf und nehme es mit in die Küche. Das Kabel aus der Buchse ist gerade lang genug. Danach will ich zum Küchenschrank, völlig im Gespräch vertieft. Plötzlich ist es still in der Leitung. Auf mehrfaches Nachfragen kommt keine Reaktion. Ich verdrehe leicht genervt die Augen und stecke das Kabel zurück in die Wand. Da klingelt es auch schon.
Was los sei, fragt meine Mutter. Ich antworte, ich hätte die Länge des Kabels überschätzt. Mit einem Kabellosen würde das nicht passiert. Ich kann ihr Grinsen quasi durch die Leitung sehen. Es ärgert mich, weil ich weiß, dass sie Recht hat.
Den Tränen nahe
Meine Waschmaschine piept und ich renne mit dem Hörer in der Hand los. Es knallt, der Hörer fällt mir aus der Hand. Noch nie habe ich so laut geflucht. Zurück zum Wohnzimmer, Kabel zurück in die Wand. Dieses Mal rufe ich meine Mutter an.
Kein Freizeichen. Kein Ton. Ich schaue auf den Apparat. Das Stromlicht bricht mir das Herz. Es bleibt dunkel. Gut, denke ich. Wenn ich mit dem Teil eh nicht durch die Wohnung laufen kann, will ich es nicht. Ich bin wütend und verkneife mir die Tränen. Bevor ich meine Jacke überziehe, stelle ich die Waschmaschine aus. Ich brauche ein neues Telefon. Schnurlos! Alles andere tue ich mir nicht mehr an.
Heute kann ich wieder mit meiner Mutter reden und dabei durch die Wohnung laufen, die Wäsche holen und auch sonst überall hin. Ein wahrer Segen.